Aktuelle Trends in den Österreichischen Stadtregionen: Bevölkerungsentwicklung

Die Lebens- und Bezugsräume vieler Menschen sind gemeinde-, landes- und staatsgrenzen-überschreitend. Stadtregionen sind Funktionsräume mit flexiblen Grenzen und passen (noch) nicht in die gewachsene politische und planerische Kultur Österreichs (Vgl. ÖROK 2015:5). Die österreichischen Stadtregionen werden in der aktuellen fachlichen Debatte intensiv diskutiert. Die ÖREK-Partnerschaft „Agenda Stadtregionen in Österreich“ (Projektarbeitsgruppe zur Umsetzung des Österreichischen Raumentwicklungskonzepts „ÖREK“ aus 2011) arbeitet, unterstützt durch zahlreiche ExpertInnen und KommunalvertreterInnen und unter Federführung des Österreichischen Städtebundes, eifrig an der Schaffung rechtlicher Grundlagen und einer praktikablen Agglomerationspolitik.
Die Stadtregionen, geteilt in vier verschiedene Kategorien; Wien als Metropolregion, Großstadtregionen, Mittelstadtregionen und Kleinstadtregionen, weisen hinsichtlich ihrer Funktionalität deutliche Ähnlichkeiten auf. Doch abgesehen von der unterschiedlichen räumlichen Einbettung herrschen auch in Bezug auf die jeweiligen Entwicklungstendenzen (und den Grad der Zentralisierung) große Unterschiede. Diese Unterschiede werden deutlich bei genauerer Betrachtung der Daten, die Sie auf stadtregionen.at zu den einzelnen Stadtregionen finden können.
Bevölkerungsentwicklung
Ein Großteil des Bevölkerungswachstums Österreichs spielt sich in den Stadtregionen ab, doch nicht alle Stadtregionen weisen auch tatsächlich eine positive Bevölkerungsbilanz auf. Im direkten Vergleich zwischen den Stadtregionen ist zu beachten, dass die Anzahl der Gemeinden der Außenzone bzw. deren flächenhafter Anteil an der gesamten Stadtregion stark variiert. Stadtregionen mit vielen Gemeinden in der Außenzone umfassen demnach auch ein breiteres Spektrum an verschiedenen Entwicklungstendenzen. Der Vergleich aller Stadtregionen ist somit nur eingeschränkt möglich, jedoch heben sich ein paar Stadtregionen durch ihre Entwicklungstendenzen deutlich hervor.
Größere Stadtregionen als Magneten
Besonders stark wachsen die Metropolregion Wien sowie die Großstadtregionen Graz (hier verzeichnet die Kernzone deutlich stärkeres Bevölkerungswachstum als die Außenzone), Salzburg, Bregenz und Innsbruck (ähnliche Wachstumsdynamik in Außen- und Kernzone) sowie Klagenfurt (hier wächst die Außenzone weniger stark als die Kernzone). In den Mittelstadtregionen wachsen Wels und St. Pölten konstant, Wiener Neustadt verzeichnet besonders starken Bevölkerungszuwachs. Die Kleinstadtregionen sind im Allgemeinen geprägt durch moderates, aber konstantes Bevölkerungswachstum. Eisenstadt und Wörgl wachsen in dieser Kategorie besonders stark, Kufstein und Leibnitz wachsen vor allem in der Kernzone.
Räumlich-strukturelle Ähnlichkeiten bei den schrumpfenden Stadtregionen
Landesweit herrscht der Trend des Bevölkerungsrückgangs, primär bedingt durch negative Geburtenbilanzen, in allen Bezirken außerhalb der Landeshauptstädte und Statutarstädte vor (ÖROK 2015). Tendenziell schrumpfen in Österreich gerade Mittel- und Kleinstadtregionen in der nordwestlichen Steiermark und in Kärnten. Diese Regionen teilen ähnliche Merkmale, wie ihre periphere Lage, mangelndes Bildungsangebot oder ehemalige Bedeutung als Industriestandort. So sind z.B. Leoben, Wolfsberg und Spittal von Abwanderung in der Außenzone geprägt, die Kernzone wächst hier zuletzt wieder leicht. Die Kleinstadtregionen Voitsberg und Ternitz verzeichnen starken Bevölkerungsrückgang in der gesamten Stadtregion. Die schrumpfenden Stadtregionen weisen im Vergleich zu jenen ohne deutlichen Bevölkerungsrückgang zudem ein höheres Durchschnittsalter auf. In einem Artikel im Standard aus 2017 werden die zentralen Motive, die hinter der Landflucht stehen und Negativspiralen, die diese begünstigen, beschrieben.
Diese schrumpfenden Stadtregionen spielen aber trotz ihres Bevölkerungsrückgangs eine wesentliche Rolle als regionale Stabilisatoren, denn für ihre Umlandgemeinden stellen sie weiterhin Zentren der Daseinsvorsorge, Kultur, Bildung und Wirtschaft dar. Problematisch ist die Abwanderung vor allem, da die Umlandregionen in ihrer Funktionalität auf diese, wenn auch schrumpfenden Zentren, angewiesen sind. Ebenso führt dieser Prozess zu unterausgelasteter Infrastruktur und damit disproportionalen Bereitstellungskosten, welche durch das Ausbleiben von Einnahmen zunehmend schlechter gedeckt werden können. Der Bevölkerungsrückgang in ländlichen Stadtregionen stellt ein grundlegendes Problem dar, besonders, da in diesen Zentren Infrastrukturen und versiegelte Flächen zurück bleiben, die nicht mehr effizient genutzt werden können.
Das Magazin Addendum schreibt in einem spannenden Artikel über betroffene Regionen, die damit einhergehenden Fragestellungen und Strategien zum Umgang mit Bevölkerungsrückgang.